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Digitale Uni:
Das digitale Semester war eine große Belastung und kann die Präsenzlehre nicht ersetzen. Deshalb setzen wir für eine schnelle und sicherer Rückkehr zur Präsenzlehre ein. Trotzdem braucht die Lehre Digitalisierung und kann von dieser profitieren, wobei jedoch noch dringender Verbesserungsbedarf besteht.
Deswegen fordern wir, die Vorzüge der digitalen Lehre, die aufgrund der Corona-Pandemie deutlich geworden sind, als Ergänzung zur Präsenzlehre beizubehalten! Dabei soll die dringende Empfehlung ausgesprochen werden, die Vorlesungen – egal ob online oder in Präsenz – aufzuzeichnen. Die technischen Voraussetzungen dafür bestehen sowohl über Zoom als auch durch (auf unser Drängen hin eingerichtete) Kameras in den Hörsälen seit einiger Zeit. Für eine angenehme Lernatmosphäre für die Studierenden muss bei Zoom-Vorlesungen die Einschaltung des Videos ausschließlich auf freiwilliger Basis erfolgen. Um die digitalen Möglichkeiten weiter voll ausschöpfen zu können, sind die Lehrenden angehalten, ihre digitalen Kompetenzen auszuweiten und Lehrkonzepte zu wählen, die die Vorteile der digitalen Lehre zur Geltung bringen, sowie das Learnweb zu nutzen. Schließlich muss bei Klausuren für faire und gleiche Prüfungsbedingungen für alle gesorgt werden, egal ob die Prüfung online oder vor Ort abgelegt wird.
JAG-Reform:
Eine Reform des aktuellen JAG ist erstrebenswert – aber nicht so!
Das erklärte Ziel der Reform, die Wissenschaftlichkeit im Studium zu stärken, wird durch die Reduzierung der Prüfungsleistungen im Schwerpunkt ins Gegenteil verkehrt. Um auch weiterhin die Möglichkeit zu haben, sich mit unterschiedlichsten Themen intensiv beschäftigen zu können, fordern wir eine Beibehaltung des bisherigen Systems mit den Wahlmöglichkeiten der Studierenden im Schwerpunkt.
Der psychische Druck im Jurastudium ist ohnehin schon groß genug – die geplante Abschaffung des Abschichtens würde diesen aber noch weiter erhöhen. Deswegen sprechen wir uns entschieden gegen die Abschaffung der Abschichtungsmöglichkeit und darüber hinaus für eine Reduzierung des Pflichtstoffs aus.
Schließlich soll die Zahl der Aufsichtsarbeiten in der Zwischenprüfung verringert und die Zahl der Hausarbeiten erhöht werden. Dies erhöht den Druck, die wenigen Klausuren zu bestehen, weiter und schränkt die Möglichkeiten, das Studium selbstständig zu gestalten, stark ein. Außerdem geht dies an der Prüfungsrealität vorbei, denn das erste Staatsexamen wird gerade nicht in Form von Hausarbeiten, sondern in Form von Aufsichtsarbeiten abgelegt. Daher fordern wir eine Beibehaltung des modularen Systems der Zwischenprüfung.
All diese Regelungen sollen innerhalb von 15 Monaten nach dem Inkrafttreten gelten. Das ist nicht hinnehmbar, würde es doch beispielsweise Studierende, die bereits in der Examensvorbereitung sind, zwingen, nachträglich weitere Hausarbeiten anzufertigen, bevor sie zum ersten Staatsexamen antreten. Im Fall der Umsetzung der Reform ist eine längere Übergangsregelung zur Wahrung des Vertrauensschutzes unerlässlich.
Diversity:
Die “schusselige Sekretärin S” oder die “Hausfrau H” – wie oft sind uns schon solche Stereotype im Studium über den Weg gelaufen. Viel zu häufig enthalten Sachverhalte verschiedenste Vorurteile und Klischees – damit muss endlich Schluss sein! Die Ehefrau E zeichnet nämlich mehr aus, als ein Anhängsel des erfolgreichen Unternehmers U zu sein, von dem sie – wie sollte es anders sein – Zugewinnausgleich verlangen kann. Unsere Fakultät sollte für ein differenziertes Weltbild stehen und die Pluralität der Lebenskonzepte unter anderem in Fallbeispielen widerspiegeln, anstatt unterschiedliche Diskriminierungsformen in ihrer Lehre reproduzieren.
Zudem setzen wir uns für eine diversere Besetzung des Professoriums und die Förderung von unterrepräsentierten Gruppen in der Wissenschaft ein. Im Moment ist es nämlich nichts Außergewöhnliches, wenn Studierende nur Vorlesungen bei weißen, männlichen Professoren hatten. Dies entspricht nicht nur nicht der gesellschaftlichen Realität, sondern stärkt und bestätigt Stereotype.
Außerdem wollen wir den Zugang zum sowie die Bedingungen innerhalb des Studiums für Menschen mit besonderen Bedürfnissen erleichtern, zum Beispiel für Studierende mit Kind oder Studierende mit Behinderung.
Kritische Lehre:
Wir setzen uns für eine kritische Lehre ein, damit das Jurastudium mehr ist als die bloße Subsumtion unter die herrschende Meinung!
Dafür braucht es ein breites Angebot an (Grundlagen-)Veranstaltungen. Studierenden sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihren Horizont in interdisziplinären Veranstaltungen zu erweitern sowie alle gelehrten Rechtsgebiete auch aus einer kritischen Perspektive zu betrachten.
Wir fordern eine Auseinandersetzung mit aktuellen rechtspolitischen Themen. Im Studium sollte es Raum für einen Blick über den Tellerrand geben, bspw. durch das Thematisieren von Justizunrecht sowie feministischer, antirassistischer und intersektionaler Perspektiven.
Eine Umstrukturierung des Schwerpunktbereichs gemäß der geplanten JAG-Reform wäre ein großer Verlust für die Bandbreite der Lehrinhalte an unserer Fakultät. Sollte es dennoch dazu kommen, käme es also noch entscheidender auf die Stärkung und den Ausbau der Grundlagenveranstaltungen im Grundstudium an.
Bessere Lern- und Studienbedingungen:
Wir setzen uns für die Verbesserung der Lern- und Studienbedingungen ein, die das Kernstück unseres universitären Alltags bilden. Insbesondere stehen die Methodik-AG, Klausurenwerkstatt und die Wiederholer:innen-AG immer wieder auf wackeligen Füßen – wir wollen uns dafür einsetzen, dass unsere Fakultät den Bestand dieser Angebote langfristig gewährleistet und weiter ausweitet. Außerdem sind die AG-Zuteilungen nach wie vor nicht flexibel genug. Ein AG-Tausch unter Studierenden muss möglich sein und die Auswahlmöglichkeiten der Studierenden weiter ausgebaut werden.
Darüber hinaus wünschen wir uns ein besseres Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden, z. B. durch kleinere Gruppen. Zum anderen sollen Lehrende (inklusive AG-Leiter:innen) mehr Möglichkeiten zur didaktischen und pädagogischen Weiterbildung von Seiten der Fakultät erhalten. Außerdem muss auch die Finanzierung des UniRep weiterhin gestärkt werden. So sollten allen Studierenden des Fachbereichs gedruckte Skripte der Online-Lektion zur Verfügung stehen.
Zudem muss gerade in Zeiten von Corona dafür gesorgt werden, dass allen Studierenden Ressourcen wie Laptops und Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden können, um ein gleichberechtigtes Lernen zu ermöglichen. Dabei müssen auch Arbeitsplätze bereitgestellt werden, von denen aus an Zoom Vorlesungen teilgenommen werden kann, damit zur Teilnahme allen Studierenden ein stabiler Internetzugang gewährleistet werden kann.
Psychischen Druck senken & Bachelor als Backup!
Während des Studiums und insbesondere im Rahmen der Examensvorbereitung leiden viele Studierende unter dem enormen Leistungsdruck. Statt das Problem zu thematisieren, wird immer wieder vermittelt, wer den Stress nicht aushalte, sei nicht für das Studium geeignet.
Deshalb setzen wir uns für eine Enttabuisierung des Themas ein und fordern breitere entsprechende Beratungsangebote und Veranstaltungen. Außerdem müssen – besonders im Rahmen des digitalen Semesters – mehr Austauschmöglichkeiten für Studierende über Vorlesungen hinaus geschaffen werden, z. B. durch Breakout-Sessions, Diskussionsforen, digitale Sprechstunden oder ein digitales schwarzes Brett.
Ein großer Teil des Drucks haftet am “Endgegner Staatsexamen”. Um die Angst vor dem Nichtbestehen zu senken, haben wir die Einführung eines integrierten Bachelors an der Fakultät angeregt und setzen uns trotz des Widerstands der schwarz-gelben Landesregierung weiterhin dafür ein. Dieser Bachelor ist nicht als Ersatz, sondern als Backup zum Staatsexamen gedacht. Er soll, wie es an anderen juristischen Fakultäten bereits gang und gäbe ist, den Zugang zu Masterstudiengängen als Alternative zum Examen ermöglichen.